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Kanton
25.12.2025
23.12.2025 11:10 Uhr

Inklusion im Einsatz bei der Schaffhauser Polizei

Andreas Lehrbaumer ist stolz auf seine Diplomarbeit «UKPol».
Andreas Lehrbaumer ist stolz auf seine Diplomarbeit «UKPol». Bild: Ginevra Lo Piccolo
Die Schaffhauser Polizei hat als erste in der Schweiz ein Kommunikationsbuch mit Piktogrammen (UKPol) entwickelt, welches die Kommunikation zwischen der Polizei und ihren Klientinnen und Klienten vereinfachen soll. Der «Bock» konnte mit dem Entwickler Andreas Lehrbaumer über das Projekt sprechen und einen Blick ins Büchlein werfen.

Viele Menschen können selbstverständlich durchs Leben gehen, Dinge verstehen und von anderen verstanden werden. Dies gilt im Berufsleben, in der Freizeit und auch, wenn Hilfe benötigt wird. Doch was passiert, wenn aufgrund kognitiver Einschränkungen, körperlicher Beeinträchtigungen oder gar eines Schockzustands die benötigte Hilfe nicht erreicht werden kann? Andreas Lehrbaumer hat in seinem Beruf als Polizist festgestellt, dass Gefühle oder Einschränkungen die Kommunikation in verschiedenen Stresssituationen beeinflussen und zu Schwierigkeiten führen können. Um diese Problematik anzugehen, hat er im Rahmen seiner Diplomarbeit der Höheren Fachprüfung ein Kommunikationsbüchlein mit Piktogrammen (UKPol) erstellt. Dieses kann künftig sowohl Klientinnen und Klienten als auch Polizeikräften die nötige Unterstützung bieten, wenn sich ein Fall nicht nur durch Worte lösen lässt. «Es muss nicht einmal ein schwerwiegender Fall sein, sondern es kann auch bei einem einfachen Verkehrsunfall vorkommen, dass die Leute aufgrund eines Schocks oder fehlender Erfahrung Mühe haben, alle Informationen zu vermitteln», erklärt Lehrbaumer. Er erzählt, er habe einmal die Erfahrung gemacht, dass eine Frau am Schalter sichtlich mitgenommen war. Sie holte Luft, um zu sprechen, doch kein Wort kam heraus. Der Polizist schrieb Stichwörter auf einen Zettel, sodass die Frau darauf zeigen konnte, um ohne Worte zu erklären, was ihr zugestossen war. Dies konnte nur funktionieren, weil die Frau keine Einschränkungen hatte und lesen konnte. Doch das ist nicht immer der Fall, was ihn zu der Erkenntnis brachte, dass die Polizeikräfte über kein geeignetes Hilfsmittel verfügten. «Mit der UKPol wollte ich ein einheitliches Hilfsmittel schaffen, das allen zur Verfügung steht und so eingesetzt werden kann. Mithilfe der UKPol können wir mit Menschen orientierter und gezielter kommunizieren», fügt er hinzu.

So sieht die Hauptseite des Büchleins aus. Bild: Ginevra Lo Piccolo

Die Gliederung des Büchleins

Das Büchlein wurde mit polizeilichen Infoblättern und Masken abgeglichen, die bei Befragungen eingesetzt werden. Es ist nicht nur für Klientinnen und Klienten, sondern auch für Polizeikräfte nützlich. Einerseits dient es als Gedankenstütze bei einem Gespräch oder einer Einvernahme. Andererseits kann es bei Sprachbarrieren zum Einsatz kommen, denn die Polizistinnen und Polizisten sind nicht sämtlichen Fremdsprachen mächtig.Das UKPol ist so gegliedert, dass sich auf der Hauptseite verschiedene Themenbereiche befinden welche farbig hinterlegt sind, sodass auf Seitenzahlen verzichtet werden kann. Diese Themen werden der Farbe nach auf den folgenden Seiten detaillierter behandelt. Das Büchlein kann beispielsweise bei Befragungen zu gravierenden Sexual- und Gewaltdelikten eingesetzt werden. Diese Befragungen können mehrere Stunden dauern und Inhalte behandeln, die mit Schamgefühlen verbunden sein können. Das Aussprechen dieser Dinge kann bei den Opfern auch starke Gefühle auslösen. Durch das Zeigen auf die Piktogramme wird die Kommunikation erleichtert. Zusätzlich befindet sich ein «Pause»-Piktogramm in der rechten unteren Ecke. Dies gibt Ihnen automatisch die Erlaubnis, sich bei Bedarf kurz Zeit zu nehmen. 

Flexibilität ist gefragt

«Um das Büchlein zu bedienen, braucht es aber auch ein wenig Flexibilität», erläutert Andreas Lehrbaumer. Die Seiten sind so konzipiert, dass sie bei Bedarf auch kombiniert werden können. Polizeikräfte müssen den Inhalt daher sehr gut kennen, um zu wissen, welche weiteren Kommunikationswege vorhanden sind. Die Schulung der Polizeikräfte befindet sich aktuell noch in der Planungsphase, sagt der Polizist. «Zunächst müssen wir interne Fragen klären. Sicherlich wird die Ausbildung nicht nur Theorie enthalten, sondern die Polizisten werden auch in Rollenspielen miteinander üben können.» Falls Anpassungen oder Ergänzungen nötig sind, lassen sich die Piktogramme gut austauschen. Denn die Gesellschaft wandelt sich ständig und es ist wichtig, solche Hilfsmittel aktuell zu halten. Sicher ist, dass das Büchlein in Besitz von jeder Polizistin und jedem Polizist ist und eines immer griffbereit sein sollte. Interessierte Institutionen dürfen sich bei Interesse bei der Schaffhauser Polizei melden. Und abschliessend sagt Lehrbaumer: «Je breiter es eingesetzt wird, desto besser.»

Ginevra Lo Piccolo, Schaffhausen24
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