«Der Bus durchquert die Alpen. Du musst Schneeketten montieren. Um dich aufzuwärmen, nimmst du eine Person Huckepack und machst fünf Kniebeugen», heisst es auf einer der Karten von «Busfahrer – das Trinkspiel». Im Mai brachten Luca Palmisano und Tim van der Linden eine weiterentwickelte Version des Trinkspiels «Busfahrer» auf den Markt. Die beiden Diessenhofer blicken auf eine intensive Kopfarbeits- und Planungszeit sowie einen überraschend explosiven Verkaufsstart zurück. «Soeben ist die zweite grosse Lieferung angekommen», freuen sich die Jungunternehmer auf die Zukunft ihres ersten eigenen Spiels.
Viel Kreativität gefragt
«Wir sind beide Menschen, die ziemlich viele Ideen haben, was man alles erfinden könnte», so die beiden Firmengründer. Als Geburtstagsgeschenk für einen gemeinsamen Kollegen kreierten sie aus einem Kartenspiel eine moderne Version des Trinkspiels «Busfahrer». «Wir beklebten die Karten mit unseren Köpfen», so Tim van der Linden. «Und es kam sehr gut an.» Nachdem sie das Spiel selbst hoch und runter gespielt hatten, wussten sie, dass eine Idee entstanden war, die sie professionell umsetzen wollten.
Im September 2019 begannen Tim van der Linden und Luca Palmisano mit der Entwicklung, fortan unterstützte sie Leandro Nold im Bereich Grafik und Design. «Eigentlich wollten wir vor Weihnachten fertig sein», so der 21-jährige Tim van der Linden. Schnell merkten sie, dass dieser Plan ziemlich illusorisch war und die Spielentwicklung sich als langer Prozess entpuppte. Zuerst gründeten sie die Firma MyPäckli KIG und erstellten einen Geschäftsplan. «Wir sassen von da an täglich mindestens zwei oder drei Stunden zusammen», erzählt Luca Palmisano.
Kein klassisches Marketing
Den ersten Durchbruch schafften die beiden im Mai 2020, fast ein halbes Jahr später als geplant. «Tim meinte, wir sollten doch einfach mal ein paar Medien anschreiben», sagt Luca Palmisano. Kurz darauf erschien ein Bericht in «20 Minuten». «Die Bestellungen kamen an diesem Tag im Sekundentakt rein», blicken die beiden zurück. Dabei waren die Spiele physisch noch nicht einmal in Diessenhofen. «Nun musste einfach alles klappen.» In der darauffolgenden Woche wurden die Spiele angeliefert. «Ich weiss nicht, wie oft wir an diesen Tagen zur Post gegangen sind und Pakete versendet haben», so die Diessenhofer. «Und egal wie viele Hürden es gibt – es ist eine Leidenschaft und wir machen das alles für uns selbst.»
Mit der Entwicklung eines Trinkspiels bewegen sie sich in einem Nischenmarkt. «Wir wollten nicht die klassischen Marketinginstrumente nutzen, sondern starteten mittels viralem Content-Marketing», erzählen die beiden. Sie nutzten vor allem ihre Instagram-Seite «partylifememes», auf der sie ihre Reichweite innert einem Jahr von vier auf 28 700 Followerinnen und Follower vergrösserten.
Eine wertvolle Zusammenarbeit pflegen die Spielentwickler mit dem Startnetzwerk Thurgau. Schon bei der ersten Präsentation des Konzepts fand das Trinkspiel grossen Anklang beim Präsidenten des Netzwerks. «Eine gute Idee und ein tolles Team haben das Startnetzwerk überzeugt, das Projekt zu unterstützen, damit aus einer Idee ein Unternehmen wird», zitieren sie den Präsidenten Thomas Maron. Ein wichtiger Partner ist auch der Verlag Orell Füssli, der das Spiel ins Sortiment aufgenommen hat, zudem wird es über Amazon und geschenkidee.ch verkauft. «Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Partner, der unser Produkt ausstellt oder vermarktet», sagt der 23-jährige Luca Palmisano.
Nachhaltige Produktion
«Wir haben sehr viel investiert», blicken die beiden Unternehmer auf das letzte Jahr zurück. Neben der zeitlichen sei, gerade zu Beginn, die finanzielle Belastung für die Studenten gross gewesen. Obwohl die Produktionskosten in Asien deutlich geringer ausfallen würden, entschieden sie sich, das Spiel in Deutschland produzieren zu lassen und auf hochwertige Materialien zu setzen. «Das Spiel ist plastikfrei und vollständig aus Leinenpapier gefertigt», erklären die beiden Jungunternehmer.
Perfektes Weihnachtsgeschenk
«Die Spielerinnen und Spieler lernen einander von ganz neuen Seiten kennen», so Tim van der Linden. Neben lustigen Aktionskarten kommen auch unangenehme Fragen vor, die zu mehr als oberflächlichen Gesprächen führen sollen. Das Spiel ist ab 18 Jahren erhältlich und kann problemlos mit Wasser oder Himbeersirup gespielt werden. «Am besten passt natürlich ein Bier dazu», so die beiden.
Vergangene Woche kam die zweite grosse Lieferung in Diessenhofen an. Auf die Weihnachtszeit hin wollen sie das Marketing erneut intensivieren. «Wir haben ein megacooles, hochwertiges und nachhaltiges Weihnachtsgeschenk», so die Jungunternehmer. Auch am Schaffhauser Weihnachtsmarkt werden sie anzutreffen sein. «Wir wollen der lustige und unterhaltsame Faktor sein», erzählen die beiden lachend. Auch wenn die Verkaufszahlen innert Kürze gestiegen sind, dauert es noch, bis sie schwarze Zahlen schreiben. «Wir sind motiviert und freuen uns auf das, was noch kommt.»