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Gesellschaft
30.08.2021
30.08.2021 17:53 Uhr

«Wertschätzung ist unser Lohn»

Die freiwilligen Helfereinsätze, wie vergangene Woche am Intro Festival, machen Sonja Zürcher und Röby Hunziker grosse Freude.
Die freiwilligen Helfereinsätze, wie vergangene Woche am Intro Festival, machen Sonja Zürcher und Röby Hunziker grosse Freude. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Ob an Kadetten-Spielen oder bei Helfereinsätzen: Röby Hunziker und seine Gruppe sind immer mit viel Freude und Herzblut dabei. Ein dankbarer Handschlag bedeutet ihnen mehr als eine Bezahlung für ihr Engagement.

Mit den grossen Trommeln, den Fahnen und eingeübten Schlachtrufen sind Röby Hunziker und sein Kadetten-Fanclub von vielen Anlässen nicht mehr wegzudenken. Denn neben dem Fanen ist die Gruppe an vielen Veranstaltungen als Helferteam vor Ort.

Vielseitige Faninteressen

Seit einigen Jahren bildet der 77-jährige Schaffhauser nun gemeinsam mit der 30-jährigen Sonja Zürcher den Kern der Ad-hoc-Interessengemeinschaft, wie sie selbst ihre Fan- und Helfergruppe bezeichnen. Die Zusammenarbeit mit der altra schaffhausen und den Menschen mit einer Beeinträchtigung ist ein wichtiger Bestandteil der Gruppe. «Freundschaft und Kameradschaft sind das Wichtigste für uns. Wir sind wie eine Familie», sagt Röby Hunziker. Und so verschieden die Gruppenmitglieder sind, so weit reichen auch die Interessen der Gruppe: «Wir sind Fans von den Kadetten und dem VC Kanti, aber auch vom Stars in Town und den regionalen Laufanlässen, ausserdem von <Radio Munot> und natürlich dem <Bock>», führt Röby Hunziker aus.

Nebst den unzähligen Helfereinsätzen in der Region sind Röby Hunziker und sein Team an jedem Kadetten-Match in der Schweiz sowie den Heimspielen des VC Kanti mit ihrem Fanmaterial vor Ort. «Wir gehen überall hin, nicht nur an die Rosinenspiele», erklärt Röby Hunziker.

Dass viele Veranstalter froh sind, auf Röby Hunziker und seine Gruppe als Helferinnen und Helfer zu zählen, da ist er sich sicher. «Mittlerweile wissen wir, wie es an den Veranstaltungen läuft», so Röby Hunziker. «Wir wollen Spass und Freude verbreiten», ergänzt der 77-Jährige.

Bewegung als Leidenschaft

Schon als Kind war Röby Hunziker, der in Schaffhausen aufgewachsen ist, ein Bewegungsmensch. Regelmässig startete er an Strassen- und Crossläufen, hobbymässig betrieb er Orientierungslauf (OL) und spielte Handball. So kam es auch zu seinem ersten Einsatz als Organisator: Mit 16 Jahren initiierte er im Rahmen seiner Vereinsmitgliedschaft bei der Katholischen Jungmannschaft Schaffhausen (KJS) einen Sporttag: Morgens einen Crosslauf auf dem Cholfirst und nachmittags ein Handballturnier im Paradies bei Schlatt. «Und so mutierte der Verein immer mehr zu einem reinen Sportverein.»

Als sportaffiner Mensch sei ihm so auch heute noch das wichtigste, dass die Fairness im Vordergrund steht: «Wenn die Kadetten gewinnen, freue ich mich. Aber wenn Pfadi Winterthur den Meistertitel holt, weil sie besser gespielt haben, dann soll das so sein.»

Deutscher Nordic Walking Meister

Über den OL sowie den Langlauf, einer weiteren Passion von Röby Hunziker, ist er zum Nordic Walking gekommen. «Wir kannten das bereits vor 50 Jahren als Stocktraining, die Sommeralternative zum Langlauf», führt Röby Hunziker aus. Bis zu 35 Nordic Walking Veranstaltungen pro Jahr hat er besucht. Seine sportlichen Höhepunkte waren nicht zuletzt die 100-Kilometer-Plauschwanderung von Schaffhausen über den Feldberg, um Herzogenhorn nach Bernau sowie der deutsche Meistertitel über 10 Kilometer. Heute ist Röby Hunziker Ehrenmitglied im Verein Ski-Zunft Breitnau.

Der Hut ist quasi das Markenzeichen von Röby Hunziker. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24

Liebe zu Tieren

An dritter Stelle, nach dem Handball und dem Fanen, stehen bei Röby Hunziker die Tiere. Der 77-Jährige züchtet seit etwa 20 Jahren Hühner und Hasen, zugleich ist er Pate von 13 Tieren, darunter Esel, Schweine, Ziegen und Schafe. «Tiere geben einem sehr viel», so Röby Hunziker.   Die Liebe zu den Tieren teilt er mit Fanclub-Mitglied Sonja Zürcher. Die 30-Jährige hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und dann vier Jahre lang im Tier-Asyl Hübeli, einem Altersheim für Tiere, in Hergiswil bei Willisau gearbeitet. Momentan ist sie neben ihren freiwilligen Engagements als Reinigungskraft tätig. «Ich will aber auf jeden Fall wieder mit Tieren arbeiten», so Sonja Zürcher.

Handschlag statt Geld

Und wie sieht die Vorbereitung des Fanclubs auf einen Kadetten-Match aus? «Geplant wird jeweils, wenn die Saisonplanung der Clubs bekannt ist», erklärt Röby Hunziker. Eine Riesenorganisation werde nicht betrieben. Ziel sei einfach, dass an jedem Heimspiel der Kadetten und vom VC Kanti jemand in der Halle ist. «Wir freuen uns auf jedes einzelne Spiel wie kleine Kinder», ergänzt Röby Hunziker.

Der Gruppe geht es weder um Geld, noch um Ruhm und Ehre. «Das Schönste, was man uns zurückgeben kann, ist Wertschätzung. Die erhalten wir beispielsweise, wenn uns die Spielerinnen und Spieler nach dem Match die Hand schütteln und Danke sagen», so Röby Hunziker. Auch die Helfereinsätze erlebt die Gruppe sehr unterschiedlich. «Ein Helferfest wie am Stars in Town gibt uns das tolle Gefühl, dass wir gebraucht werden.»

Abschlusswanderung organisiert

Heute kann Röby Hunziker aus gesundheitlichen Gründen selbst keine Laufanlässe mehr bestreiten. Umso glücklicher macht es ihn, mit Spass, Freude und viel Herzblut an so vielen Veranstaltungen als Fan und Helfer dabei sein zu können. Mittlerweile lebt Röby Hunziker im Altersheim Schindlergut in Neuhausen. Zu seinem Geburtstag am 15. September wird er einen weiteren Abschnitt in seinem Leben beenden: 15 Jahre lang hat er Wanderungen mit der Pensionierten Vereinigung der Zürich Versicherung organisiert, nachdem er dort 40 Jahre lang als Schadenchef gearbeitet hat. Seine Geburtstagswanderung wird die letzte sein.

Für die Zukunft wünschen sich Röby Hunziker und Sonja Zürcher, dass der Kadetten-Fanclub weiter wächst. Mit ihren Melodien und Choreografien werden sie auch in der kommenden Saison wieder an möglichst vielen Spielen dabei sein und hoffen auf einen Meistertitel für die Kadetten. Was die Gruppe besonders freut: Dass sie immer mal wieder als «der achte Mann» auf dem Spielfeld bezeichnet werden.

Lara Gansser, Schaffhausen24