Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Gesellschaft
04.04.2022
05.04.2022 08:13 Uhr

«Ich startete völlig konzeptlos»

Von Anfang an funktionierte Karin Stolls Konzept in der Bar No°13, die Gründung liegt mittlerweile über vier Jahre zurück. Die neuste verwirklichte Idee der Gastronomin und Eventplanerin ist ein Airbnb in der Wohnung direkt über der Bar in der Unterstadt
Von Anfang an funktionierte Karin Stolls Konzept in der Bar No°13, die Gründung liegt mittlerweile über vier Jahre zurück. Die neuste verwirklichte Idee der Gastronomin und Eventplanerin ist ein Airbnb in der Wohnung direkt über der Bar in der Unterstadt Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Im März vor vier Jahren eröffnete Karin Stoll in der Unterstadt die Bar No°13. Die Gastronomin und Eventplanerin spricht über ihren persönlichen und beruflichen Werdegang sowie ihre Visionen für das Schaffhauser Bargeschehen.

Wer eine gemütliche Bar in der Schaffhauser Unterstadt sucht, kommt kaum an der Bar No°13 vorbei: die hölzernen Tische und abgestimmten Dekorationen wirken einladend, die Getränkekarte sowie die Musik sind hip und modern. Das Gesicht hinter dem Konzept: Karin Stoll. Die 43-jährige Gastronomin und Eventplanerin hat in Schaffhausen schon viel geschaffen. Nach dem Erfolg des Glühweinschiffs ist sie neu auch Gastgeberin eines Airbnbs – direkt über der Bar No°13. Und wie sich im Interview herausstellt, will Karin Stoll auch in Zukunft etwas in Schaffhausen bewegen: «Stillstand ist der Tod, es lohnt sich immer wieder zu investieren.»

Gearbeitet auf der ganzen Welt

Aufgewachsen ist Karin Stoll im deutschen Stühlingen. Während ihrer Schulzeit und der anschliessenden kaufmännischen Ausbildung zur Verwaltungsfachfrau wohnte sie zwischenzeitlich in Konstanz und Karlsruhe. Hinter dem Bartresen stand Karin Stoll bereits als 16-Jährige: «Der Bürojob erfüllte mich nicht. Praktisch statt theoretisch war stets mein Credo.» Den definitiven Einstieg in die Gastronomie fand sie in Uhwiesen und Schleitheim im Restaurant der Eltern des Schaffhauser Gastronomen Bruno Meier: «Ob spülen, Brot backen oder in der Küche helfen – es machte mir von Anfang an Freude.»

Später arbeitete Karin Stoll mehrere Jahre in einem Biker Pub der Hells Angels. «Das war eine besonders taffe Zeit», erinnert sich die 43-Jährige. Danach folgten Einsätze in Pubs und Bars rund um die Welt: von einem Jahr als Au-Pair in Amerika über ein Jahr in Australien bis zu einem halben Jahr in Thailand. «Ich reiste viel. Und wenn ich wieder Geld brauchte, suchte ich – dort, wo ich gerade war – einen Job. Das ist der Vorteil in der Gastronomie.»  

Zurück in Schaffhausen war Karin Stoll fünf Jahre lang im Cuba Club angestellt, bevor sie für einen Job als Chef de Bar in ein Restaurant nach Zürich wechselte. Anschliessend arbeitete sie zehn Jahre lang im Güterhof. «Als dann die SV Group übernahm, ging ich», erinnert sich Karin Stoll. Sie sei nie ein Fan von Konzernen gewesen. 

In zwei Monaten umgebaut

Ob es ein Zufall gewesen ist oder nicht – gerade zu dieser Zeit wurde in der Unterstadt ein Lokal (ehemals Abaco) frei: «Der ehemalige Inhaber, Freddy Schlumpf, meinte, ich solle es einfach mal versuchen.» Das war im Dezember 2017. Kurz darauf – am 7. Januar 2018 – fand die Schlüsselübergabe statt. Und bereits am 9. März vor nun rund vier Jahren feierte die Bar No°13 offizielle Eröffnung. «Ich startete völlig konzeptlos. Ich wusste nicht, was mich erwartet.» Das Bewundernswerte daran: Es hat von Anfang an funktioniert. 

Der Hauch von verschiedenen Ländern sei sicher etwas, das die Bar No°13 besonders macht. «Durch die vielen Reisen bin ich wohl sehr weltoffen geworden. Das wichtigste ist, dass sich die Leute in meiner Bar wohlfühlen», so die Gastronomin. Doch wesentlich zum Erfolg beitragen würden ihre langjährigen Mitarbeitenden: «Ohne sie wäre ich nichts. Wenn ich loyal mit ihnen bin, sind sie auch loyal mit mir.» 

«Die Unterstadt ist hip und hat viel Potential»
Karin Stoll, Inhaberin Bar No°13

Die Zeit des Lockdowns

Karin Stoll schaffte etwas, das in den vergangenen Jahren nur wenigen gelang: Während viele Gastronominnen und Gastronomen unter der Corona-Pandemie litten, boomte die Bar No°13 auch zu Zeiten des Lockdowns – selbst bei schlechtem Wetter. «Mit dem Glühweinfenster lancierte ich eine einfache Idee, die alle hätten übernehmen können», so Karin Stoll, die sich selbst als sehr lösungsorientierten Menschen beschreibt. Auch wenn sie sich zeitweise beim Kontrollieren der Abstände wie eine Polizistin gefühlt habe, konnte sie viel aus der Zeit ziehen: «Es war anstrengend, aber hat sich gelohnt. Wir hatten nie zu, sondern passten uns jeder Auflage an.»

Rund eineinhalb Jahre nach der Eröffnung der Bar No°13 öffnete Karin Stoll eine zweite Bar in der Unterstadt, die THEKE. Im Oktober verkaufte sie diese wieder. Wieso? «Ich hatte die Bar nie für mich selbst eröffnen wollen, sondern für meine damalige Geschäftspartnerin.» Da es jedoch nicht funktionierte, suchte sie bald nach neuen Inhabern. «Es macht mir Spass, andere Menschen auf dem Weg zur Selbständigkeit zu unterstützen und beraten», führt Karin Stoll aus. 

Übernachten nach dem Ausgang

Viel gearbeitet habe Karin Stoll in den vergangenen Monaten. Denn neben der Übergabe der THEKE sowie dem Glühweinschiff, hat sich noch ein weiteres Projekt ergeben: Ein Airbnb– das «AIR BNBAR» – direkt über der Bar No°13. «Als ich hörte, dass das Paar, das dort wohnte, auszieht, musste ich die Wohnung einfach nehmen.» Das war Mitte Dezember 2021. «Ich wusste, dass ich jetzt Miete zahlen muss. Also richtete ich die Wohnung innert drei Tagen vollständig ein und stellte sie auf Airbnb (Onlineplattform zur Vermietung von Wohnungen) online.» Und auch dieser Schnellschuss habe sich gelohnt: Seit Beginn läuft die Vermietung sehr gut. Wer es mietet? «Einerseits Geschäftsreisende, grösstenteils aber Schaffhauser. Letztes Wochenende übernachtete eine Kolleginnengruppe aus Hallau nach dem Ausgang bei uns.» 

Treffpunkt Unterstadt

Dass die Ausgangszene in Schaffhausen Potential hat, davon ist Karin Stoll überzeugt. «Was vor allem fehlt, ist ein Club für die Ü30er», stellt sie fest. Genau dieses Klientel sei unter anderem auch bei ihr anzutreffen, doch vielen fehle es, tanzen zu können. «Bei uns ist es grundsätzlich friedlich, eine Schlägerei gab es noch nie. Ich würde sogar behaupten, dass wir das beste Publikum in Schaffhausen haben.» Die Barbetreiberin sieht in der ganzen Unterstadt grosses Entwicklungspotenzial. «Unser Stadtteil ist einfach hip», führt sie aus. Ihre Vision: Die zahlreichen internationalen Bars und Restaurants mehr zu verbinden, beispielsweise an Strassenfesten.

Lara Gansser, Schaffhausen24