Armut kann jede und jeden überall treffen: Ob alleinerziehende Elternpersonen, Menschen, welche infolge einer Krankheit oder des Aufenthaltsstatus keine Arbeit finden und Working Poor. Um finanzielle und psychische Belastungen von Menschen zu lindern, hat das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) Schaffhausen nebst «2×Weihnachten» diverse Projekte, Aktionen und Hilfeleistungen im Angebot. Dazu gehören der Entlastungsdienst, um betreuende Angehörige zu unterstützen, Besorgungs- und Besuchsdienst, die Kinderbetreuung zu Hause, Fachstelle für Schuldenberatung sowie psychologisch-soziale Begleitungen von Geflüchteten. «Personen, die trotz Erwerbstätigkeit kein Geld haben, weil der Lohn unter der Armutsgrenze liegt, gibt es deutlich mehr, als man denken könnte», sagt Barbara Schwaninger, Projektleiterin «2×Weihnachten» des SRK Kanton Schaffhausen.
Die Aktion startete einst im Radio
Die Idee zur Sachspendensammlung «2×Weihnachten» entstand bei Radio DRS 1, am Mittwoch, 17. Dezember 1997, also kurz vor Weihnachten. Umgehend haben sich die Post und das SRK bereit erklärt, den spontanen Einfall zu unterstützen. So konnte die Sachspendensammlung für armutsbetroffene Menschen innerhalb weniger Tage in die Tat umgesetzt werden. Schon die erste Aktion sei ein beachtlicher Erfolg gewesen. Die Schweizer Bevölkerung habe 35 000 Pakete gespendet. Vor einigen Jahren sei die Aktion weiterentwickelt worden. Mittlerweile sammle das SRK nur noch Lebensmittel und Körperhygieneprodukte, also Artikel, welche in jedem Haushalt notwendig sind.
Vergangenes Jahr seien schweizweit 390 Tonnen Lebensmittel und Körperhygieneprodukte gespendet worden. Wie viele es dieses Jahr sind, ist noch nicht bekannt. Die Geschäftsstelle versende jeweils im Januar eine Medienmitteilung mit den Resultaten, welche auf einer Hochrechnung basieren. Die effektiven Zahlen würden nach Abschluss der Verteilungen durch die Rotkreuz-Kantonalverbände im April vorliegen. «Hier in Schaffhausen dürfen wir irgendetwas zwischen drei und fünf Tonnen an gespendeten Paketen verteilen», schätzt die Projektleiterin. Es sei dieses Jahr etwas weniger, weil zwei Institutionen wegfallen würden.
Von der Spende bis zur Auslieferung
Da sich die Aktion jährlich wiederholt, gehe diese effizient über die Bühne, so Schwaninger: «Hier in Schaffhausen starten wir Anfang November mit dem Versand der ‹Wunschzettel› an die bereits bekannten Institutionen und prüfen die Verfügbarkeiten mit dem Zeughaus.» Noch vor Weihnachten würden sie die gesammelten Wünsche nach Bern senden, wo im Januar eine erste grosse Verteilung stattfinde. Ab Februar würden dann die gewünschten Artikel geliefert und durch ihre freiwilligen Helferinnen und Helfer im Zeughaus ausgepackt, sortiert und verteilt werden. Angefragte Einzelhilfen seien Mitte Februar im hauseigenen «koro»-Secondhandladen abholbereit. Diesen Personen werden ein Schreiben und ein Gutschein geschickt, um auf das Bezugsdatum hinzuweisen.
Damit die Aktion souverän über die Bühne geht, seien einige Fragen zu klären, wie etwa: «Wie erreichen wir das richtige Zielpublikum?», «Wie stellen wir sicher, dass wir die gewünschten Produkte haben?» und «Wie gestalten wir die Verteilung der Ware würde- und respektvoll?» Dank der unterdessen 15-jährigen Zusammenarbeit mit dem Zeughaus Schaffhausen, das dem SRK Schaffhausen jeweils eine Halle mit Paletten und Rahmen zur Verfügung stelle, bestünden ideale Voraussetzungen, um der ganzen Verteilung innert nützlicher Frist sowie ohne zu hohe Kostenfolge gerecht zu werden.
Selbstverständlich geht solch eine Aktion nicht ohne Menschen, die freiwillig mitmachen. «Schon seit einigen Jahren ist das gleiche Team mit dabei.» Ihre Aufgabe liege darin, die rund vier Tonnen Ware auszupacken, zu sortieren und am Ende zu verteilen. «Wir berücksichtigen die verschiedenen Bedürfnisse», erklärt die SRK Schaffhausen Projektleiterin im Austausch mit dem «Bock». Die Verteilung erfolge anhand von «Wunschzetteln», da nicht alle Empfänger an denselben Produkten interessiert seien.