Eigentlich ist es jedes Jahr ein Highlight «das Herbsten»: Trauben schneiden, verlesen, schwatzen, in der Pause ein feines Essen und dazu ein Glas Wein. Dieses Jahr kam es jedoch anders. Noch zwei Wochen davor hingen die schönsten, prallsten Riesling-Silvaner Trauben an den Stöcken. Dann setzte der Regen ein – und mit ihm die Fäulnis. Was sonst heisst: «abschneiden und in den Kessel», bedeutete dieses Mal: Beeren aussortieren, Trauben wegwerfen, Faules von Gesundem trennen. So kamen wir nur langsam voran. Jeder Schnitt brauchte Aufmerksamkeit, jede Minute war kostbar, denn am Nachmittag war Regen angesagt. Die Standen füllten sich entsprechend gemächlich. Es war ein trauriges Bild. Neben dem Fluchen blieb aber doch Raum für gute Gespräche, einen Scherz da und dort – und das feine Mittagessen half, die Stimmung etwas zu heben.
Der Bauer hätte am liebsten schon eine Woche zuvor geerntet. Doch da waren die Trauben noch nicht reif. Mit dem Zuwarten kam die Fäulnis. Immerhin war der Oechslegrad der verbliebenen Trauben ordentlich – eine kleine Genugtuung. Vier Tage blieben der Familie, um die Ernte einzubringen. In dieser kurzen Zeit galt es, Helfer zu organisieren, Pausenzelte aufzustellen, Mittagessen zu kochen und alles rund um die Lese vorzubereiten.
Einen Teil der Trauben lies die Familie übrigens an den Reben hängen. Der grosse Aufwand, diese zu verlesen stand im keinen Verhältnis.
Seit Ende April pflegt die Familie ihre Reben – und innert 14 Tagen kann die Arbeit von Monaten zunichtegemacht werden. Das schmerzt.
Nicht nur das Wetter war dieses Jahr ein Problem. Auf WhatsApp sah ich Status um Status von Weinbauernfamilien, welche dringend Erntehelfer suchten. Dazu kam auch noch die Kirschessigfliege, die vor allem die roten Trauben im Visier hatte. Wirklich leicht hatten es die Rebbauern dieses Jahr nicht.
Ich drücke allen die Daumen, dass sich ihre Mühe am Ende lohnt.