Mit ihrem Debütroman «Anna – Rösti, Zuckerrohr und Liebe» erzählt die Schaffhauserin Annina Keller das bewegte Leben ihrer Ururgrossmutter. Ein Gespräch über Herkunft, Erinnerung und das Schreiben.
«Bock»: Annina, gratuliere zu deinem ersten Buch! War es eine schwere Geburt?
Annina Keller: Danke! Wie es Geburten so an sich haben, brauchte es Geduld, Ausdauer und Durchhaltevermögen. Aber es war ein sehr schöner Prozess. Das Forschen und das Schreiben haben mir sehr viel Spass gemacht. Und jetzt, da das Buch gedruckt vorliegt, freue ich mich sehr darüber.
Im Buch geht es um die Lebensgeschichte deiner Ururgrossmutter Anna. Was hat dich an ihrer Geschichte fasziniert?
Keller: Als ich das erste Mal von Anna erfuhr, beeindruckte sie mich sehr. Wie sie mit so viel Stärke und Mut annahm, was das Leben ihr anbot, ist aussergewöhnlich. Sie lebte von 1869 bis 1944. Ihre Lebensgeschichte spielte in zwei Jahrhunderten und auf zwei Kontinenten. Zudem gefällt mir an ihr, dass sie sich auch im fortgeschrittenen Alter noch vom Leben überraschen lassen konnte.
Wie bist du bei der Recherche vorgegangen? Hast du die Familien-Estriche durchstöbert?
Keller: Eine wichtige Quelle war Trudi, eine Cousine meiner Grossmutter. Sie hatte Anna als ihre Grossmutter noch erlebt. Zuerst sammelte ich Erinnerungen und führte Interviews. In Kellern und Dachböden tauchten dann immer mehr Dinge auf, die mit Anna in Verbindung standen. Von Fotoalben, Annas handgeschriebenem Kochbuch über ihr «Vergissmeinnicht» bis hin zu ihrem Überseekoffer
Wie reagierte die Verwandtschaft darauf, dass du Annas Lebensgeschichte öffentlich machst? Musstest du ihr Okay einholen?
Keller: Als ich vor 15 Jahren mit dem Projekt begann, lebten nur noch ganz wenige Personen, die Anna noch gekannt hatten. Heute ist es niemand mehr. Der Roman basiert auf dem Leben von Anna. Die Geschichte ist jedoch eine literarische Verarbeitung des Stoffs. Sie könnte so passiert sein.
Gibt es Themen in Annas Leben, die du bewusst ausgelassen hast ?
Keller: Mündlich überlieferte Erzählungen über Familienmitglieder sind geprägt von der Familienkonstellation, der Zeit in der sie angesiedelt sind und von den Beziehungen. Ich kannte die prägenden Ereignisse der Geschichte und mir wurde erzählt, wie die Menschen zu einander standen. Dies allein hätte aber nicht ausgereicht, um daraus eine Erzählung zu verfassen. Ich habe also nicht Aspekte weggelassen, sondern hinzugefügt.
Wenn du Anna heute treffen könntest – was würdest du sie fragen?
Keller: Oh, das wäre schön, wir haben in meinen Gedanken ja sehr viel Zeit miteinander verbracht. Das wären unzählige Fragen wie zum Beispiel: Wie kommt man beim Kuchenbacken mit einem Ofen, den man einfeuern muss, zu einer mittleren Ofenhitze? Wie roch es damals in Manila? Wie fühlte es sich an, im Winter mit Wollstrümpfen und Rock durch den Schnee zu gehen?
Du schreibst sonst Kurzgeschichten, dies ist dein erstes Buch – werden weitere folgen?
Keller: Ich bezeichne «Anna – Rösti, Zuckerrohr und Liebe» gerne als Startschuss. Es sind weitere Projekte im Entstehen und Ideen für weitere Geschichten vorhanden.
Die Buchvernissage mit musikalischem Rahmen zu «Anna – Rösti, Zuckerrohr und Liebe» findet am Sonntag, 26.10., um 11 Uhr in der Rathauslaube in Schaffhausen statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erwünscht: info@buecherfass.ch oder Tel. 052 624 52 33
Verlosung
Der «Bock» verlost drei Exemplare des Debütromans von Annina Keller. Wer gewinnen möchte, schreibt eine Mail oder Postkarte mit dem Betreff «ANNA» an wettbewerb@bockonline.ch oder Verlag Bock, Herrenacker 15, 8200 Schaffhausen. Einsendeschluss: Dienstag, 28. Oktober.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen