Das momoll theater wurde 1985 von Studierenden der Schauspiel Akademie Zürich (heute Hochschule der Künste) gegründet. Es ist ein Netzwerk aus professioneller Theaterschaffender, die verschiedene theatrale Angebote zum Anschauen und Mitmachen realisieren. Heute zählt der jugendclub rund 200 Mitglieder, darunter auch die Schaffhauser Schauspielerin Teresa Lang. Die junge Schauspielerin ist Teil des Ensembles des neuen Stücks «Die Welt in meinem Kopf», das am 25. Oktober in der Bachturnhalle in Schaffhausen Premiere feiert. Sie bringt langjährige Theatererfahrung mit: Bereits in der 5. Klasse stand die heute 18-Jährige zum ersten Mal auf der Bühne.
«Die Welt in meinem Kopf» ist das zweite Mal, dass sie an einer momoll-Produktion teilnimmt. Besonders schätzt sie die offene, akzeptierende Gemeinschaft im Theater: «Dadurch, dass man in verschiedene Rollen schlüpfen muss, bekommt man mehrere Perspektiven und wird empathischer. Das erweitert den Horizont», sagt sie.
Die Wahrheit steckt in einem selbst
Das Theaterstück erzählt die Geschichte von vier Jugendlichen, die sich im Rahmen eines Freifachs an der Oberstufe kennenlernen. Von Anfang an bringen sie unterschiedliche Haltungen mit – von motiviert bis widerwillig. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer inneren Stimme lernen sie, aus sich herauszukommen, sich anderen gegenüber zu öffnen und Freundschaften zu schliessen. «Es geht um Verbundenheit mit anderen und mit sich selbst sowie um den Mut, den es braucht, um sich anderen zu öffnen», so Teresa Lang. Ergänzt wird diese Aussage vom Regisseur Simon Kramer, der es auf den Punkt bringt: «Die Wahrheit steckt in einem selbst.»
Ein Theaterstück entsteht
Die Vorbereitungen haben vor neun Monaten begonnen, als sich das Ensemble entschied, ein eigenes Theaterstück zu produzieren. «Alle, die mitspielen, haben bereits bei vergangenen Produktionen mitgemacht und verfügen über viel Theatererfahrung», erklärt Teresa Lang. «Als wir nach einem passenden Stück für die Bühne suchten, fanden wir keines, das uns wirklich überzeugte. Deshalb beschlossen wir, selbst etwas Neues zu schreiben.» Anfangs traf sich das Ensemble nur zweimal im Monat, doch seit den Sommerferien proben die Schauspielerinnen regelmässiger.
Innere Stimmen, äussere Welt
Als Inspirationsquelle diente der Kultfilm «Dead Poets Society» aus dem Jahr 1989, der die Geschichte einer Gruppe Jugendlicher erzählt, die durch das Schreiben zueinanderfinden. Beim Schreibprozess entwickelten die Schauspielerinnen jeweils ihre eigene Figur unabhängig voneinander. In improvisierten Szenen liessen sie die Charaktere dann aufeinandertreffen und probierten verschiedene Szenen aus. Die Regieassistenz dokumentierte diesen kreativen Prozess und verfasste gemeinsam mit dem Regisseur das Skript. «Es ist ein spannendes Konzept: Jede Figur verkörpert eine eigene innere Stimme, und gleichzeitig gibt es ein übergeordnetes Universum, das sie miteinander verbindet», sagt die junge Schauspielerin. Entstanden sind vier weltliche Figuren, die sich mit der Frage auseinandersetzen: «Was ist mir wichtig im Leben – was bewegt mich in der Welt?» Keine einfache Frage und doch findet jede Figur ihre eigene Antwort. Die Schauspielerinnen sind dabei von ihrer eigenen Perspektive ausgegangen. «Jede von uns hat einen Moment auf der Bühne, in dem sie aus dem Herzen spricht und die Frage in den Raum stellt. Und jede Figur findet schliesslich ihre eigene Antwort.»
Vom Zettel zur Figur
Bei der Entwicklung ihrer Charaktere hat Teresa Lang mit Menschen aus ihrem Umfeld zusammengearbeitet. «Ich habe sie gefragt: ‹Was war dein Lieblingskuscheltier als Kind?› oder ‹Welche war deine Lieblingseissorte?› Die Antworten habe ich auf Zettel geschrieben und daraus Szenen aus der Perspektive meiner Figur improvisiert.» So entstand eine Figur mit eigener Biografie, eigenen Ängsten, Zweifeln und Erinnerungen. Der Vorteil: Die Figur ist ihr so vertraut, dass das Spielen authentisch und intuitiv gelingt. «Im Gegensatz zu meiner ersten momoll-Produktion, bei der ich eine fertige Rolle bekam, war es diesmal viel einfacher, hineinzufinden.»
Zufrieden mit dem, was man lebt
Auch auf die Frage, was sie persönlich gerade bewegt, hat Teresa Lang eine klare Antwort: «Mir ist wichtig, zufrieden zu sein mit dem, was ich habe und was ich mache. Auf sich selbst zu hören und seinen eigenen Weg zu gehen, ist mir ein zentrales Anliegen.»
Regisseur Simon Kramer hebt die Offenheit des Prozesses hervor: «Der kreative Probenprozess war besonders schön. Es war toll zu sehen, wie die Schauspielerinnen ihre persönlichen Interessen und Erfahrungen ins Stück einfliessen lassen konnten.» So finden sich auf der Bühne auch Elemente wie Ballett oder Instrumentalmusik als Ausdruck der individuellen Persönlichkeiten.
«Bin ich liebenswert?»
Das Stück richtet sich nicht nur an Jugendliche, bietet aber gerade für sie besondere Anknüpfungspunkte, denn es werden Fragen behandelt, die in diesem Alter wichtig sind, wie zum Beispiel «Bin ich liebenswert?». «Ich glaube, das Stück kann dabei helfen, sich in den Figuren wiederzuerkennen und zu merken, dass man mit diesen Gefühlen nicht allein ist.» erklärt Teresa Lang. Und genau darum geht es im Theater: sich und die eigenen Erfahrungen gespiegelt zu sehen. «Für mich als Schauspielerin ist der schönste Moment, wenn ich merke, dass sich die Leute gesehen fühlen.»
«Die Welt in meinem Kopf» wird vom 25. Oktober bis zum 13. November in der Bachturnhalle aufgeführt. Weitere Informationen zu Spielzeiten und Tickets finden sich auf der Website des Momoll Theaters.
www.momoll-theater.ch