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Essen & Trinken
11.11.2025
10.11.2025 15:52 Uhr

Ein Dorf schaut zu seiner Wirtin

Nur wenige Monate nach einem Kaltsart im Service hat Fabiana Manzi das Wirtepatent gemacht und den Frohsinn in Hemmental übernommen. «Ich habe mich hier auf Anhieb so wohl und aufgenommen gefühlt. Ich habe gespürt: ‹Das ist es!›» 
Nur wenige Monate nach einem Kaltsart im Service hat Fabiana Manzi das Wirtepatent gemacht und den Frohsinn in Hemmental übernommen. «Ich habe mich hier auf Anhieb so wohl und aufgenommen gefühlt. Ich habe gespürt: ‹Das ist es!›»  Bild: Claudia Riedel
Kochen war nie ihr Ding – jetzt ist Fabiana Manzi Wirtin. Im Frohsinn in Hemmental schaut sie zu ihren Gästen, und ihre Gäste schauen auch besonders gut zu ihr.

Sie ist da irgendwie so reingepurzelt. «Kochen war bis vor eineinhalb Jahren gar nicht mein Ding», lacht die 47-jährige Fabiana Manzi. Doch wenn es um Fürsorge, Spontanität und Herzlichkeit geht, war die neue Wirtin des Restaurants Frohsinn schon immer ganz vorne mit dabei.

Auch spätabends, wenn die Turnfrauen oder der Männerchor nach den Proben im Frohsinn einkehren, tischt ihnen Fabiana noch etwas auf. «Zuerst meinten sie, um halb zehn könne man doch nichts mehr essen. Inzwischen fragen sie schon: ‹Fabiana, was hast du heute für uns vorbereitet?›»

Kaltstart im Service

Im Frohsinn geht es familiär zu, man ist per Du. Dorfbewohner Urs unterstützt Fabiana bei verschiedenen alltäglichen Herausforderungen. Nachbarin Marlies hat Pflanzen für den Eingangsbereich vorbeigebracht. Und weil sie im Brocki gerade noch ein Dutzend Caquelons gefunden hat, steht im Frohsinn demnächst ein Fondueabend auf dem Plan.

Fabiana Manzi wird von den Hemmentalern unterstützt – obwohl sie noch nicht lange hier ist. Als sie vor rund eineinhalb Jahren im Frohsinn im Service anfing, war die Gastronomie komplettes Neuland für sie: «Ich konnte nicht einmal eine Flasche Wein öffnen», sagt sie rückblickend. Doch sie lernte schnell, auch dank ihrer Gäste: «Marcel hat mir gezeigt, wie man den Korken zieht, Edith hat mir erklärt, dass erst der Cynar und dann das Eis ins Glas kommt.»

Die Hemmentaler wussten: Sie müssen gut zu ihrer Fabiana schauen. Denn der Frohsinn ist nicht nur Restaurant, sondern auch Treffpunkt und unverzichtbar für das Vereinsleben im Dorf. Hier am südöstlichen Ausläufer des Randens gibt es keinen Laden, keine Poststelle, keine Bank – keinen Ort, um sich auszutauschen. Darum wollen die Hemmentaler ihren Frohsinn auch unbedingt behalten. Es ist mittlerweile das einzige Restaurant im Dorf.

Der Frohsinn und seine Aktionäre

Als dem Betrieb vor rund 25 Jahren das Aus drohte – der Liegenschaftsbesitzer hatte nach vielen Wirtewechseln genug und wollte das Restaurant in Wohnungen umwandeln – mobilisierte sich schnell eine Gruppe von 20 Personen und unterstützte das Haus finanziell durch Aktienkapital.

Heute sind es bereits doppelt so viele Aktionärinnen und Aktionäre, nicht nur aus dem Dorf, sondern auch aus der Stadt Schaffhausen. Viele von ihnen helfen auch tatkräftig mit. So etwa in den nächsten Tagen, wenn wieder einige Aktionäre zum Sträucherschneiden vorbeikommen. Oder damals, als ein Wirt bei Nacht und Nebel das Weite suchte und einige Aktionärinnen den Betrieb mit Getränken, Flammkuchen und Wurstsalat über Wasser hielten.

«Ich habe gespürt: ‹Das ist es!›»

Heute gibt es wieder eine richtige Speisekarte. Die Menüs sind schweizerisch-italienisch. Fabiana hat sie zusammen mit ihrem Freund Federico, der mit Leidenschaft in der Küche steht, kreiert. Das zweifache Mami hat nur wenige Monate nach ihrem Kaltstart im Service das Wirtepatent gemacht und das Restaurant direkt übernommen. «Ich habe mich hier auf Anhieb so wohl und aufgenommen gefühlt. Ich habe gespürt: ‹Das ist es!›»

Ihre Handschrift zeigt sich nicht nur in der selbstgeschriebenen Karte. Sorgfältig arrangierte Blumen, Bilder und Weinflaschen zeugen von ihrem Gespür für visuelles Marketing. Vor ihrem Wechsel in die Gastronomie arbeitete sie ein Vierteljahrhundert in der Modebranche und führte eigene Läden. «Ich liebe es, zu dekorieren und zu gestalten.»

Im Restaurantbetrieb lernt sie derweil weiter täglich dazu. Ein ganzes Tablar voller Gläser tragen? «No, no, no! Da gehe ich lieber ein paar Mal hin und her», lacht sie. Und wenn der Laden mal unerwartet voll ist, dann kann sie wieder auf ihre Hemmentaler zählen. Dann stehen Roland, Urs, Edith, Nicole und viele andere bereit und packen auch hinterm Tresen mit an.

Und Fabiana dankt es ihnen, indem sie bleibt – und dem Dorf seinen Treffpunkt erhält.

Mehr Infos unter: frohsinn-hemmental.com

Pflegen ein familiäres Verhältnis zu ihren Gästen: Wirtin Fabiana Manzi mit ihrem Freund Federico, der mit Leidenschaft in der Küche steht. Bild: Claudia Riedel
Claudia Riedel, Schaffhausen24