«Bock»: Weshalb entstand der Verein?
Anna Hermes: Die Initiative kam von der sri lankischen Künstlerin Yulanie Perumbadage, die das Land 2009 aus politischen Gründen verlassen musste. Sri Lanka ist nach wie vor vom Bürgerkrieg gezeichnet. Abseits der touristischen Gebiete herrscht grosse Armut. Yulanie Perumbadage kennt die Probleme armer Familien in Sri Lanka aus eigener Erfahrung. Sie hat in ihrem schweizerischen Freundes- und Bekanntenkreis unermüdlich dafür geworben, Bildungspatenschaften für Kinder aus bedürftigen Familien zu übernehmen, um diese mit Schulmaterial und Nachhilfestunden zu versorgen. Dieses Patenschaftsprojekt mündete 2021 in den Verein Lankawelamai, um es durch klare Strukturen zu stärken und auszuweiten.
Was heisst eigentlich Lankawelamai?
Hermes: In singhalesischer Sprache bedeutet das Wort: sri lankische Kinder.
Welche Ziele werden mit dem Verein verfolgt?
Hermes: Die Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder zu verbessern. Das geschieht sowohl individuell durch die Patenschaften als auch – in zunehmendem Mass – durch die Unterstützung kleiner Schulen und Kindergärten im ländlichen Raum. Insbesondere bei der Einrichtung von Schulbibliotheken und Computerräumen, beim Einbauen von Wasserfilteranlagen und der Renovation von Schulgebäuden. Bei der Verbesserung der Hygiene und der Anlage von Schulgärten, sowie bei der Ausstattung der Kinder mit Schulmaterial. Im Jahr 2021 wurde mit der Unterstützung einer Schule begonnen, jetzt sind es 6 Schulen und Kindergärten: zwei singhalesische, drei tamilische und eine muslimische Schule. Unser Verein will unabhängig von ethnischer und religiöser Zugehörigkeit helfen, wo es nötig ist. Darum ist es ganz wichtig, dass seit 2024 Kamali Gowrisankar zum Vorstandsteam gehört. Auch sie musste Sri Lanka wegen des Bürgerkriegs verlassen. Sie ist die Kontakt- und Vermittlungsperson zur von Tamilen bewohnten Region im Norden von Sri Lanka. Yulanie Perumbadage erfüllt die gleiche Aufgabe für ihre singhalesische Heimatregion.
Wie sehen Ihre Aufgaben im Verein aus?
Hermes: Ich kümmere mich um Anfragen für Spenden, leite die Vorstandssitzungen, plane Veranstaltungen, halte den Kontakt mit unseren Unterstützern und Unterstützerinnen durch Berichte, koordiniere die Aktivitäten und versuche, den Überblick zu behalten. All das in Kooperation mit einem guten Vorstandsteam.
Hatten Sie bereits früher Berührungspunkte im Bereich Spendengenerierung?
Hermes: Nein, das hatte niemand aus dem Vorstand von Lankawelamai – wir sind dabei, es Schritt für Schritt zu lernen.
Haben Sie selbst einen Bezug zu Sri Lanka?
Hermes: Bisher erst durch viele Erzählungen und Berichte. Ich freue mich darauf, im Januar, zusammen mit anderen Vorstandsmitgliedern – eine Reise nach Sri Lanka zu unternehmen und unsere Projekte zu besuchen.
Aus eigener Erfahrung: Wo liegen die Schwierigkeiten eines neueren Vereins?
Hermes: Es gibt so viel Unterstützungsbedarf auf der Welt und so viele grosse und bekannte Hilfswerke. Das macht es nicht einfach, als kleiner Verein gehört zu werden und Unterstützung zu bekommen. Es braucht viel Überzeugungsarbeit, am besten gelingt das durch Gespräche im eigenen Bekanntenkreis – und dann hoffen wir auf den Schneeballeffekt.
Was für Projekte bietet der Verein an?
Hermes: Wir möchten die Hilfe für die bisher berücksichtigten Schulen fortsetzen und den Kreis gerne erweitern. Denn eine Schule erfährt es von der anderen.
Wie wird sichergestellt, dass das Geld und die Produkte auch wirklich ankommen?
Hermes: Unsere sri lankischen Vorstandsfrauen Yulanie und Kamali haben je eine Schwester im Heimatort, die ein Helferteam aus Verwandten und Freunden um sich geschart hat. Sie sorgen dafür, dass alles gerecht verteilt, kontrolliert und abgerechnet wird. Das läuft bisher alles sehr zuverlässig.
Sind für die Zukunft Spendenaktionen etwa in Form von kulturellen Anlässen geplant?
Hermes: Je nachdem, wie der Benefizabend gelingt, könnten wir uns das vorstellen, der Aufwand muss einfach unseren Kräften angepasst sein.
Was erhoffen Sie sich vom Benefizabend?
Hermes: Dass viele Gäste unser Programm geniessen, sich für die Arbeit des Vereins interessieren und uns – nicht nur am Abend selbst – sondern auch in Zukunft mit Spenden unterstützen.