Im Restaurant Taperia Galicia in Schaffhausen geht Ende November eine Ära zu Ende. Fast zwanzig Jahre lang haben Jesus und Toni Diaz Vila an der Gemsgasse ein Stück Spanien nach Schaffhausen gebracht – mit Tapas, Paella und einer Herzlichkeit, die viele Gäste zu Stammgästen machte. Nun verabschieden sich die beiden in den Ruhestand und übergeben ihr Lokal in neue Hände.
Kennengelernt haben sich Jesus und Toni Diaz Vila im spanischen Club «Iberia», den Jesus damals oberhalb der heutigen AMAG führte. «Der Club war am Wochenende immer offen. Man traf sich, verbrachte Zeit miteinander, tauschte sich aus», erinnert sich Toni. Aus diesen Begegnungen voller Musik und gutem Essen entstand eine gemeinsame Vision: ein eigenes Restaurant mit spanischer Küche.
«Warum machen wir nicht etwas Eigenes?», fragte sich Jesus damals. «Wir wollten die spanische Kultur weitergeben.» Durch einen glücklichen Zufall, oder einfach dank guter Intuition, erfuhr der Geschäftsführer damals von der älteren Besitzerin des Lokals an der Gemsgasse, dass sie sich den Betrieb und dessen Tätigkeiten nicht mehr zutraute. «Ich war ein paar Mal dort und sprach mit ihr», erzählt er. Kurz darauf stand der Entschluss fest: Er und Toni würden das Restaurant übernehmen. 2007 öffneten Jesus und Toni Diaz Vila die Türen der Taperia Galicia. «Wir haben den Schritt ins kalte Wasser gewagt und es hat funktioniert», sagt Toni heute.
Ein mediterraner Neuanfang
Bevor das Ehepaar Diaz Vila die Taperia übernahm, wurde an der Gemsgasse klassische Schweizer Küche serviert. Mit dem Wechsel zu spanischen Spezialitäten wagten Jesus und Toni Diaz Vila etwas Neues. Tapas, Paella und Rioja statt Rösti und Cordon bleu, das Galicia brachte mediterranes Flair nach Schaffhausen. Über die Jahre wurde das Restaurant zu einem festen Bestandteil der Schaffhauser Gastroszene. Stammgäste kamen immer wieder, neue Gäste blieben oft länger als geplant. «Viele sind als Kundinnen und Kunden gekommen und als Freunde oder gute Bekannte gegangen», sagt Jesus Diaz Vila. Und ja – manchmal machten sich Toni und Jesus sogar Sorgen, wenn Stammgäste länger nicht im Restaurant auftauchten. «Manchmal rufen wir sogar an und fragen, ob es ihnen gut gehe, um sicher zu sein, dass nichts Schlimmeres passiert sei», ergänzt der Geschäftsführer. «Unsere Gastfreundschaft wurde immer geschätzt», sagt Toni. «Natürlich gab es auch Tage, an denen nicht alles rund lief oder wir im Team gestresst waren. Aber insgesamt blicken wir auf eine wunderschöne Zeit zurück.» Besonders die Corona-Jahre seien herausfordernd gewesen. «Die Menschen mussten erst wieder lernen, auszugehen», erinnert sich Toni Diaz Vila. «Wir bedanken uns von Herzen bei allen Gästen, die uns in diesen 18 Jahren begleitet haben», sagt sie. Viele hätten ihnen oft gesagt, wie familiär es im Galicia sei, etwas, was nicht selbstverständlich sei.
Fehlt die spanische Kultur in Schaffhausen?
Jesus und Toni sind stolz darauf, die spanische Kultur in Schaffhausen sichtbar gehalten zu haben, in einer Zeit, in der viele spanische Clubs verschwanden.
«Im Vergleich zu italienischen Restaurants gibt es in der Region kaum spanische Lokale. Das fanden wir immer schade und es motivierte uns, dranzubleiben», erklärt Toni. Einmal wagten sie sogar einen Abstecher in die italienische Küche. «Aber die Leute kamen nicht für Pizza», sagt sie. «Davon gibt es in Schaffhausen schon genug.» Umso erleichterter sind beide, dass ein passender Nachfolger gefunden wurde, der die spanische Küche weiterführen will. «Ab Februar wird das Galicia unter neuer Leitung wieder öffnen», sagt die Gastronomin.
Zeit für ein neues Kapitel
Nun ist der Moment gekommen, kürzerzutreten. Jesus ist bereits pensioniert. Toni zwar noch nicht, aber auch sie möchte nicht mehr im Betrieb weiterarbeiten. «Vielleicht helfe ich am Anfang noch ein wenig mit», sagt sie. «Aber dann war es das auch.» Nach fast zwei Jahrzehnten in der Gastronomie wollen sie mehr Zeit für sich und ihre Familie haben. Was sie mit all der neu gewonnenen Freiheit vorhaben? Die Antwort kommt ohne Zögern: «Wir wollen einfach mal nichts tun. Uns von der stressigen Zeit hier in der Taperia erholen, wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten», sagt Toni schmunzelnd. Was ausserdem auf ihrer Liste steht, ist das Reisen, doch wo es sie in Zukunft genau hinziehen wird, ist noch unklar. «In den letzten 20 Jahren waren wir immer hier, hatten kaum ein Leben neben dem Restaurant. Jetzt beginnt ein neues Kapitel und wir lassen uns überraschen, wie es sich entwickelt», ergänzt Toni. Ein Leben ohne feste Wochenendpläne? «Das fühlt sich bestimmt gut an.»
Am 30. November findet für die ganze Kundschaft ein Abschiedsapéro statt.