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Gesellschaft
04.12.2025

Bock-Splitter

Richard Altorfer verfasst zweimal pro Monat die Kolumne «Bock»-Splitter.
Richard Altorfer verfasst zweimal pro Monat die Kolumne «Bock»-Splitter. Bild: zVg.
Eine Kolumne von Richard Altorfer.

Kari, schmatzend: Ich esse Schokolade nur an Tagen, die mit einem «g» enden. Und jeweils mittwochs.

Weihnachtszeit – Spendenzeit. Jeder (jede) kann geben, soviel er/sie will und wem immer er /sie vertraut. Gut so. Fast jeder von uns hat am Ende des Tages und des Jahres ein paar Franken übrig, die er/sie sonst für irgendeine Temu- oder Amazone-Überflüssigkeit ausgibt – 5, 50, 500 Franken, egal. Doch wem soll man das Geld anvertrauen? Grossen effizienten Organisationen, bei denen wegen Bürokratie höchstens 50 Prozent der Spenden am richtigen Ort ankommen? Oder kleinen «handgestrickten» Organisatiönchen von gutmeinenden Laien, die sich abmühen, die wenigen Franken dafür zu 100 Prozent zum Bestimmungsort fliessen zu lassen? Sie entscheiden. Sie spenden für die Schwächsten? Gut so. Doch wer ist das? Kinder? Manchmal. Tiere? Fast immer. Alte, Behinderte, Arme? Gelegentlich. Onkel Hugo bringt’s auf den (höchst subjektiven) Punkt: Er spende nur für Anliegen, die ihn nervten und nie für Zwecke, für die eigentlich der Staat verantwortlich sein sollte. Tagelange Tiertransporte ins Ausland regen ihn auf, für Arme hingegen sei die Gesellschaft zuständig. Kann man so sehen. Eine Tierschutzorganisation in der Ukraine rühre ihn mehr als ein Drogenprogramm, für das der Kanton locker bezahlen könnte. Kann man auch so sehen. Statt als Hilfsorganisationen kostümierte politische Aktivisten unterstütze er lieber naive Regenwaldschützer gegen Holz- und Rohstoffkonzerne. Onkel Hugo ist inkonsequent – und weiss das: manchmal geht es ihm um Effizienz, manchmal um Schutz, um Ungerechtigkeit und mal um simplen subjektiven Zorn. Oder um Liebe. Und deswegen überweist er den Animals’ Angels nochmals einen Hunderter. Logisch? Nicht unbedingt. Aber gut so.

Wir Schweizer denken, wir wüssten, wie Demokratie geht. Wissen wir auch. Und wundern uns darüber, was andernorts ebenso genannt wird. In den USA verbietet oder befiehlt ein einzelner Borderliner mit Dekreten Vorgänge, für die es bei uns Volksabstimmungen gäbe. In Deutschland werden Leute ins Parlament gewählt, deren Stimme nicht gilt, weil sie der falschen Partei angehören, mit der lustigen Folge, dass die germanische «absolute» Mehrheit demnächst bei unter 30 Prozent liegen wird. (Einfache Rechnung: 100 Prozent minus 45 Prozent AfD = 55 Prozent «relevante» Stimmberechtigte, was bedeutet: die Mehrheit liegt bei 28 Prozent.) Das ist nicht rechte und nicht linke Politik, das ist Mathematik. Fehlt nur noch eine Bürgerbewegung «Mathematik gegen Rechts». Was passiert, wenn das schief geht? Naja, es gibt ja immer noch Kalifat, Autokleptokratie, Monarchie oder «die Partei» als Alternativen.

Weihnachtszeit – Wichtelzeit. Und das ist Wichteln: Wenn das Ihnen zufällig zugeteilte Geschenk einer Wichtelfreundin jenes Buch ist, das Sie einem Bekannten vor drei Jahren ausgeliehen und nie zurück erhalten haben.

Der dumme Spruch am Ende: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.

Schaffhausen24, Originalmeldung Richard Altorfer
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