Herr Bachmann, weshalb sind betrügerische Anrufe derzeit so häufig?
Fabio Bachmann: Telefonbetrug ist kein neues Phänomen, aber die Maschen werden immer professioneller, die Geschichten glaubwürdiger. Viele Anrufe wirken auf den ersten Blick seriös, was es für Betroffene schwierig macht, den Betrug sofort zu erkennen. Zudem ist diese Art von Betrug für Täter sehr effizient. Mit wenig Aufwand können sie viele Menschen erreichen – nicht nur im Kanton Schaffhausen, sondern schweizweit.
Wie gehen die Betrüger konkret vor?
Bachmann: Aktuell geben sie sich oft als Bankmitarbeitende beziehungsweise deren technische Supportpersonen aus. Sie behaupten zum Beispiel, es habe verdächtige Abbuchungen oder zumindest Unregelmässigkeiten auf dem Bankkonto gegeben oder ein Sicherheitsproblem müsse dringend behoben werden. Damit sie Vertrauen erzeugen, sagen sie sogar oft, man solle unbedingt auch eine Strafanzeige bei der Polizei einreichen. Häufig nutzen sie zudem sogenanntes Nummer-Spoofing: Auf dem Display erscheint eine bekannte oder vertrauenswürdige Nummer, zum Beispiel von einer Bank, obwohl der Anruf ja nicht von dieser kommt. Die Nummer ist also gefälscht.
Welche Warnsignale sollten hellhörig machen?
Bachmann: Ein zentrales Merkmal ist Zeitdruck. Die Anrufer drängen zu schnellem Handeln und bauen Angst auf. Es ist immer ein Notfall, es muss immer schnell gehen. Die Zeit zum Nachdenken wird einem genommen. Wie etwa aktuell mit der Aussage, dass Geld verloren geht, wenn man nicht schnell handelt. Ein klares Warnsignal ist auch, wenn jemand am Telefon nach Passwörtern, Codes oder Bankdaten fragt oder dazu auffordert, eine Software auf dem Computer zu installieren. Und natürlich ist nach wie vor die Forderung, Geld oder Wertsachen bereitzustellen, ein sehr eindeutiges Warnzeichen, dass da etwas sicher nicht stimmen kann.
Was raten Sie im Ernstfall?
Bachmann: Ganz klar: auflegen. Das ist kein unhöfliches Verhalten, sondern Selbstschutz. Anschliessend sollte man die angebliche Organisation, ob dies nun eine Bank, die Staatsanwaltschaft, die Polizei oder sonst eine Behörde oder bekannte Institution ist, selbst über die offiziell bekannte Nummer kontaktieren. Und ganz wichtig: Niemals sensible Daten am Telefon preisgeben – weder Bankinformationen noch Zugangsdaten.
Was sollen Betroffene tun, wenn sie bereits reagiert haben?
Bachmann: Dann ist schnelles Handeln entscheidend. Betroffene sollten umgehend ihre Bank kontaktieren, um das Konto zu sperren und den Vorfall der Polizei melden – im Notfall über die 117. Je früher reagiert wird, desto grösser ist die Chance, weiteren Schaden zu verhindern.
Was ist Ihre wichtigste Botschaft an die Bevölkerung?
Bachmann: Telefonbetrug kann jeden treffen. Entscheidend ist, misstrauisch zu bleiben und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Wenn sich ein Anruf komisch anfühlt: Gespräch beenden, durchatmen und in Ruhe prüfen. Damit nehmen wir den Betrügern den wichtigsten Hebel.