Es gibt diesen stillen Moment an Weihnachten, wenn die Kerzen nur noch kleine Flammen sind und der feine Duft des Baumes wie ein Nachhall im Raum schwebt. Ein Moment, in dem man merkt, dass hinter all dem Glanz noch etwas anderes steckt – und zwar etwas, das sich nicht einpacken lässt. Oft braucht es nur einen kurzen Blick über den Glasrand: die Grossmutter, die zum zehnten Mal dieselbe Geschichte erzählt und dabei strahlt; das Kind, das stolz ein schiefes, selbstgebasteltes Kunstwerk überreicht; die Hand eines Menschen, die wie selbstverständlich die eigene sucht. Kleine Szenen, die man leicht überhört oder übersieht – und die doch das Fest ausmachen.
Ein Fest der Übertreibungen
Weihnachten ist gern ein Fest der Übertreibungen – zu viel Essen, zu viel Trubel, zu viele Erwartungen. Gleichzeitig könnte es auch ein Fest der Reduktion sein. Eine sanfte Erinnerung daran, dass wir vielleicht schon reich sind, noch bevor das erste Geschenkpapier raschelt. Reich an Menschen, die bleiben. An Geschichten, die wärmen. An Nähe, die nichts kostet. Vielleicht wäre der Augenblick zwischen Raclette, Chinoise und den vielen Desserts eine Chance, die Welt kurz klarer zu sehen. Nicht, um strenger zu sein, sondern um neugieriger zu werden: achtsamer wahrnehmen und die kleinen Dinge wieder mehr schätzen.
Wie Zimt zum Guetzli
Alkohol gehört für viele zum Fest wie Zimt zum Guetzli. Ein Schluck auf die Gemeinschaft, auf die Familie, auf «Schön bisch da». Und manchmal auch ein Schluck auf den Stress, der sich unter dem Tischtuch versteckt. Vielleicht ist genau das, das schönste Geschenk dieses Jahres: weniger betäuben, mehr bemerken. Nicht aus Verzicht, sondern aus Wertschätzung. Für das, was wir haben.